Mai 1995 Bürgerinitiative Verheizte Heimat


Beitrag von Dietmar Kinder, Elsdorf-Heppendorf:

Mitte 1995 hat Dietmar Kinder einige Mitstreiter um sich geschart und in Elsdorf die Bürgerinitiative Verheizte Heimat gegründet.

Es gibt wohl kaum eine andere Landschaft in Deutschland, die in Friedens-zeiten in einem solchen Maße ausgeplündert wurde, wie das so genannte „Rheinische Braunkohlerevier“ im Städtedreieck Aachen – Köln – Mönchengladbach (mit den derzeit noch drei Großtagebauen Garzweiler, Hambach und Inden) über etliche Jahrzehnte hinweg geschehen ist und immer noch geschieht. Mir braucht keiner was von Ökologie und Umwelt zu erzählen oder gar vorwerfen, das Thema nicht frühzeitig erkannt und benannt zu haben. Ich habe hier bereits Anfang der 1990-er Jahre versucht die Bürgerinitiative (BI) „Verheizte Heimat“ zu gründen (stieß anfangs auf große Widerstände) und weiß, was mit dem einst riesigen Hambachwald geschehen ist. Er ist bis auf den bis zuletzt umkämpften kläglichen Rest verschwunden.
Ich hatte stets Vertreter aller im Elsdorfer Rat vertretenen Parteien zur Gründung der BI (Erstellung einer Satzung) eingeladen. Aber genau das erwies sich als Hemmnis, denn die „Politiker“ waren sich untereinander nicht grün, was im besonderen Maße ausgerechnet für die Grünen galt. Ohne diese Volksvertreter klappte es viele Treffen später wesentlich besser. Wir sprachen uns damals für ein Verkleinerung des geplanten Riesenlochs (was heute sogar aus dem Weltraum zu erkennen ist) aus. Damals war ja sogar noch Hambach II eine ernsthafte Option, was praktisch das Aus der ganzen heutigen Stadt Elsdorf bedeutet hätte. Wir hatten neben dem unverantwortbaren gewaltigen Frevel an der Natur aber immer auch die hier lebenden Menschen im Blick. Denn wir waren von hier, vermummten uns nicht und kamen auch nicht aus allen Himmelrichtungen, um hier Aufruhr und Krawall zu machen. Denn hier war unsere Heimat, die wir uns aber auch nicht durch Aktionäre von irgendwoher verheizen lassen wollten. Und zu dieser Heimat gehörten die Menschen, die sich auf einmal von einer sich überschlagenden Entwicklung durch Riesentagebaue überrollt sahen. Also sowohl die direkt von den Auswüchsen des gewaltigen Tagebaus betroffenen Anwohnern als auch die, die sich verständlicherweise um ihre Arbeitsplätze Sorgen machten. Und war dieser Zwiespalt stets bewusst. Deshalb traten wir auch frühzeitig für langfristige behutsame Veränderungen der Wahnsinnspläne von RWE und Großer Politik ein.
Wir forderten u. a. – um beim Beispiel Hambachwald zu bleiben – mit demokratischen Mitteln große Bestände dieses Waldes in Wohnnähe zu retten, nicht zuletzt, um alle Menschen in den Dörfern ringsum vor Lärm und Feinstaub zu schützen.
Wir wurden damals sowohl von vielen autoritätshörigen Mitbürgern (was die da oben bestimmen ist nicht zu hinterfragen) als auch von links-grünen Gruppierungen (damals war schon zu erkennen, daß für viele die Natur- und Umweltthemen nur Vehikel für ganz andere Ziele sind).
Der Tagebau Hambach wurde übrigens in NRW von einer rot-grünen Koalition entscheidend befördert. Der Einsatz für eine lebens- und liebeswerte Umwelt war damals in Augen nicht weniger Zeitgenossen nur was für weltfremde Spießer. Wir waren damals unserer Zeit weit voraus und hatten es dementsprechend schwer.


Quelle:
Mai 1995 Berichte Dietmar Kinder

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