28. Mai 1998

Leserbrief von Marlene Pahlke
Unterwasserwelten Coconuts statt Peanuts
Die Tamagotchie-Generation wirft ihre Schatten voraus. In den ausgekohlten Tagebauen unserer verheizten Heimat sollen Unterwasserwelten entstehen. Technisch vorstellbar, finanziell ebenso, denn wenn Schneider-Millionen Peanuts sind, können Gelder für südliche Unterwasserwelten nur Coconuts sein. Folgerichtig die ganze Entwicklung, für unsere Enkel total normal“, Genauso wie genmanipulierte Pflanzen und geklonte Tiere, die schon bald „kein Thema“ mehr sein werden, weil viele Kinder heute schon glauben, daß Kühe lila sind. Ich aber betrauere den Verlust unseres alten Bürgewaldes mit seinen mächtigen Eichen und Buchen, der unseren Vorfahren heilig war. Ich brauche keine Unterwasserwelten zum Abtauchen, ich tauche lieber in das Grün des Waldes ein. Ich will keiner künstlichen Brandung lauschen, sondern dem Rauschen des Windes in den alten Baumwipfeln. Ich will mich nicht an exotischen Fischen erfreuen, sondern am Anblick des Wildes unserer Wälder. Ich könnte heulen über jeden gefällten Baumriesen, über verängstigtes Wild, das keine Deckung und keinen Schutz mehr hat, über alle, die den Verlust der Heimat trotz hoher Abfindungen nicht verwinden, und über die Gewissen- und Gedankenlosigkeit der Menschen, denen unsere Heimat wohlfeil ist.

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