Gutachtliche Stellungnahme. Schätzung der durch den geplanten Braunkohleblock K am Standort des Kraftwerks Niederaußem verursachten Immissionszusatzbelastung
am Wohnort von Herrn Dieter Dorok in Grevenbroich-Kapellen
Auftraggeber: Herr Dieter Dorok als Betroffener Bürger
Auftragnehmer: INGENIEURBÜRO für Meteorologie und technische Ökologie, Dipl. Phys. Helmut Kumm Beratender Meteorologe (anerkannt durch die Deutsche Meteorologische Gesellschaft)
Finanzierung durch: Evangelische Kirche Düren und die Aktionsgemeinschaft der Bürgerinitiativen gegen die Verlegung der Autobahn A4.
Herr Dieter Dorok ist Kläger gegen die Errichtung und den Betrieb des BoA-Blockes K im RWE-Kraftwerk Niederaußem.
Sein Wohnort in Grevenbroich-Kapellen ist etwa 14 Kilometer von dem Kraftwerk entfernt. Er befürchtet, daß die Immissionsbelastung, die durch das Kraftwerk Niederaußem verursacht wird, für ihn eine gesundheitliche Beeinträchtigung darstellt.
Diese Beeinträchtigung entsteht durch die Schadstoffbelastung von Luft und Boden:
– Die emittierten Schadstoffe gelangen in die Atemluft und werden durch die Inhalation aufgenommen.
– Durch den Prozeß der Deposition werden die Schadstoffe in den Boden eingetragen. Sie werden von den Pflanzen aufgenommen und gelangen damit in die Nahrungskette. Der Verzehr dieser Lebensmittel führt zu gesundheitlichen Schädigungen, wenn gewisse Schwellenwerte der täglichen Aufnahme von Schadstoffen überschritten werden. Herr Dieter Dorok ernährt sich weitgehend von den Produkten, die durch die örtliche Landwirtschaft erzeugt werden.
Problemstellung und Vorgehensweise
Wird die räumliche Verteilung der Immissionszusatzbelastung nach dem Berechnungsverfahren von Anhang C der TA-Luft (TA-Luft, 1986) ermittelt, so sind die Werte der Immissionszusatzbelastung außerhalb des Beurteilungsgebietes nach TA-Luft vergleichsweise gering. In dem hier vorliegenden Fall ist das Beurteilungsgebiet eine Kreisfläche von 6 Kilometer um die Emissionsquelle, einen 200 Meter hohen Kühlturm am Kraftwerksstandort Niederaußem. An dem Wohnort des Klägers in Grevenbroich-Kapellen, im Abstand von etwa 14 Kilometer, wäre demnach nur eine geringe Immissionszusatzbelastung zu erwarten.
Die Ergebnisse der Immissionsberechnung nach dem Verfahren von Anhang C der TA-Luft sind aber in dem hier vorliegenden Fall des Kraftwerks Niederaußem nicht realistisch. Insbesondere wegen der sehr häufigen Wetterlagen mit Inversions-Sperrschichten, bei denen dieses Berechnungsverfahren versagt, kann es die tatsächlichen örtlichen Bedingungen der atmosphärischen Ausbreitung von Schadstoffen nicht realistisch erfassen. Deshalb sind die Ergebnisse der Immissionsberechnung nach TA-Luft am Standort des Kraftwerk Niederaußem keine ausreichend realistische Beschreibung der tatsächlichen räumlichen Verteilung der Immissionszusatzbelastung.
Ein realistisches Abbild der Wirklichkeit liefern moderne Berechnungsmodelle wie das vom Deutschen Wetterdienst verwendete Modell FITNAH/LPDM. Die räumliche Verteilung der Immissionszusatzbelastung, die mit diesem Modell berechnet werden würde, wäre sicherlich ganz anders geartet als die Ergebnisse nach TA-Luft. Insbesondere würden auch noch in größerem Abstand von der Emissionsquelle hohe Werte der Immissionszusatzbelastung erreicht werden.
Download als pdf