13. April 2019 Heller schreibt Brandbried

Leserbrief von Dietmar Kinder, Elsdorf-Heppendorf:

Der Elsdorfer Bürgermeister Andreas Heller beschwert sich in einem Brandbrief an Ministerpräsident Armin Laschet über die Einschätzung der Kohlekommission, dass die Stadt Elsdorf eben keine Tagebaurandkommune sei, wo doch aktuell ein Drittel des Stadtgebiets im Loch liege. Recht hat der Mann, Tagebautiefkommune wäre passender. Auch wenn er davon spricht, dass die Stadt, wegen der nach Westen abgeschnittenen Infrastruktur – die er als „Sackgasse“ bezeichnet – Einbußen habe hinnehmen müssen. Aber ist das etwa etwas Neues? Sind diese Gegebenheiten über Nacht vom Himmel gefallen? Sicher, Herr Heller kann persönlich nichts dafür. Denn als wir Ende der 1980-er Jahre von der Bürgerinitiative „Verheizte Heimat“ genau davor warnten, war er noch nicht dem Kindesalter entwachsen. Doch die Neunmalklugen aus allen damaligen politischen Parteien, taten uns als Fantasten ab, lachten uns mit ihrem Weitsichtblick ins Gesicht. Sie verwiesen voller Stolz auf das viele Geld, das bald in die Elsdorfer Kassen strömen wird, wenn erst mal die ersten RWE-Bagger auf das Gemeindegebiet vorstoßen. Ein Blick auf eine normale Landkarte hätte genügt, hätte mächtig zur Einsicht beitragen können. Auch um zu erkennen, wie sinnvoll es wäre, sich für eine Rücknahme der Abbaugrenze einzusetzen, damit ein breiter Restwaldstreifen die Bewohner vor Lärm, Dreck und Feinstaub schützt. Dann wären dort, wo heute das Block-Gebäude mit dem lächerlichen Namen „Forum Terra Nova“ steht, noch die Burg Reuschenberg, der Sittarder Hof und Haus Tanneck zu besichtigen. Aber unmittelbar vor dieser Mondkraterlandschaft lädt man, mit der Strahlkraft des Marktschreiers, zum Sonnenbaden mit Baggerblick auf Liegestühlem aus Blech, unter Sonnenschirmen aus dem gleichen Material, ein. Ist das ein Vergnügen, hier am Grubenrand die radonhaltige Luft mit lungen-aktivem Grob- und alveolen-gängigem Fein- und Feinstaub zu genießen. Denn hier, im Tagebaukurbad Kohlrabien, kommt doch jeder Kreislauf bald wieder wie von selbst in Schwung. Und die gestandenen Kurorte in Davos und anderswo, blicken schon jetzt ganz nervös in Richtung Elsdorf.

Quelle:
13. April 2019 Kölner Stadt Anzeiger

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