Leserbrief von Dietmar Kinder, Elsdorf-Heppendorf:
TERRA NOVA, ist ja alles eine tolle Sache: Die Sophienhöhe wir ein schönes neues Ski- und Rodelgebiet. Noch schöner: Das Tagebau-Restloch Hambach wird einmal ein herrlicher idyllischer Ruder- und Badesee. Wann? So in etwa 100 Jahren, wenn wir alle längst tot und die demnächst Geborenen schon alte Tattergreise sind. Aber immerhin, schon jetzt gibt es was Schönes: Den neuen Radweg zum Tagebau. Eine nicht mehr benötigte Trasse eines Abraumförderbandes wird, zur Freude vieler Erholungssuchender und Wanderer, zu einem Freizeitparadies im Rhein-Erftkreis. Für Rheinbraun, heute RWE Power, war dies wohl die zweckmäßigste Lösung; ein Rückbau wäre teurer gekommen. Aber geschenkt, die Freude ist da, auch wenn der ursprüngliche Zustand unserer Landschaft mit dem riesigen Hambachwald, den weitausladenden Feldern, mit Jahrhunderte alten Dörfern und Baudenkmälern und normalen Grundwasserständen ein Vielhundertfaches dessen war, was uns nun als Brosamen TERRA NOVA verkauft wird. Von den entwurzelte Menschen, deren Heimat in den Kraftwerken verheizt wird, von Gesundheitsrisiken durch Feinstaub und Radon, von den Umweltbelastungen und Klimazerstörungen ganz zu schweigen. Angesichts dieser Tatsachen könnte man eher von einer TERRA MALA sprechen, die sich quer durch unser gebeuteltes Kohlrabien hin zu dem größten Loch der Welt, dem Tagebau Hambach, zieht. Aber die Macher setzten noch eins drauf und sprechen hochtrabend von „Speedway“, obwohl hier keine Auto- und Motorradrennen ausgetragen werden und hintertreiben damit selbst den Anschein von Ruhe und Erholung, die diese Strecke doch einen Sinn geben soll. Zudem soll es an der Tagebaukante ein „Time Park“ genannter Landschaftspark zum Ausspannen geben und „Blue Boxes“, wahrscheinlich Pferdeställe für Freizeitreiter, die als Ausgleich für das abgebaggerte Gestüt Tanneck entstehen sollen. Man sieht also, die Macher sind ganz auf Zukunft eingestellt, dafür muß das Alte weichen. Also zerstören sie mit Eifer und Riesenbaggern nicht nur den Heimatraum vieler tausend Menschen, sie machen so ganz nebenbei auch noch unsere Sprache kaputt.
Quelle:
08. September 2011 Kölner Stadt Anzeiger