08. Mai 1997

Leserbrief von Susanne Kaiser zur Stellungnahme des Forstamtes Rheinbraun zur Protestaktion der Aktionsgemeinschaft der Bürgerinitiativen gegen die Verlegung der A4 e.V. im Merzenicher Erbwald. Wenn die Pläne Rheinbrauns Wirklichkeit werden sollten, dann wird der Tagebau Hambach im Jahre 2040 an der Bundesbahnlinie Köln-Düren enden und ein riesiges Baggerloch von 3.500 ha hinterlassen, das sich von Arnoldsweiler bis Niederzier und von Sindorf bis Elsdorf erstreckt. Im Zuge dieses Abbaus wird die Autobahn 4 verlegt werden müssen und zwischen Arnoldsweiler und Sindorf entlang der Bundesbahnlinie Düren-Köln verlaufen. Auf der „Merzenicher Heide“ ist eine Autobahnauffahrt geplant. Soweit zu unserer Zukunft. Von den ehemals 550 ha großen Bürgewäldern wird dann kein Bäumchen mehr stehen.
Die Bürgewälder stellen einen ökologisch besonders wertvollen Waldtyp von eurpäischem Rang dar. Sie zeichnen sich durch die Vielfalt, Eigenart und Schönheit der unterschiedlichen Waldbereiche aus. Sie beherbergen zahlreiche Arten der Rote Liste, u.a. den Mittelspecht und heben sich durch das Vorkommen von Reliktarten aus der Zeit der nacheiszeitlichen Wiederbewaldung hervor, was auch für die ökologische Forschung von großer Bedeutung ist.
Das Ziel der Aktionsgemeinschaft ist ein Ende des Tagebaus im Jahre 2020, vor der jetzigen Trasse der A4. Hiermit wollen wir die Ortschaften Manheim und Morschenich sowie das letzte Restgebiet der Bürgewälder vor dem Abbau retten. Die südlich der A4 gelegenen Waldbestände stellen die einzigen möglichen Rückzugareale für die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt der früheren Bürgewälder dar und sind für die spätere Wiederbesiedlung der rekultivierten Flächen von unschätzbaren Wert. Mit dem Abbau dieser letzten Teilbestände gingen zahlreiche Tier- und Pflanzenarten unwiederbringlich verloren.
Rheinbraun läßt sich zur Zeit zahlreiche Rechtfertigungen für die Abholzung der wertvollen Baumbestände einfallen. In jeder Zeitung kann man eine andere Version vorfinden: Gefährdung der Spaziergänger, Verbreiterung der Wege, Lichthunger der Eichen, zu feuchter Boden, starke Trockenschäden etc. Die fadenscheinigen, sehr unterschiedlichen und zum Teil widersprüchlichen Ausflüchte lassen nur einen Schluß zu: Rheinbraun will den wahren Grund für die Abholzungen nicht nennen:
Das Ziel Rheinbrauns ist nicht etwa „den Wert des Waldes zu steigern“ – wie in den Stellungnahmen von Rheinbraun behauptet wird – , sondern ihr Ziel ist es, den Wald abzubaggern. Und dieses Ziel ist gefährdet, wenn das, was auf dem Boden des geplanten Tagebaugebietes steht, wertvoller ist, als das, was unter der Erde liegt und mit einem Abraumverhältnis von 7:1 (Erde:Braunkohle) ans Tageslicht befördert werden müßte.

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