06. Februar 2023 Naturschützerin mit Leib und Seele

Am 25. Dezember 2022 verstarb Waltraud Schnell im Alter von 82 Jahren. Waltraud Schnell ist durch ihr unermüdliches Engagement gelungen, die Einzigartigkeit und die Schutzwürdigkeit der Bürgewälder und des Hambacher Forstes zu erforschen und auch aus Naturschutzfachlicher Sicht zu dokumentieren. Ihr Einsatz für die Natur ging weit über den in Naturschutzkreisen üblichen Gedanken des „Kartierens“ hinaus. Sie hat alles versucht, den Hambacher Forst in seiner ursprünglichen Art und Größe zu erhalten.
Waltraud Schnell war von 1995 bis 2002 im Vorstand der Aktionsgemeinschaft der Bürgerinitiativen gegen die Verlegung der Autobahn A4.
Die Angaben zum Naturhaushalt von Waltraud und Paul Schnell für den Rahmenbetriebsplan und die Fortführung des Tagebaus Hambach von 1996 bis 2020 wurden auch vom BUND NW sehr geschätzt. Dank Waltraud Schnell wurden Angaben zur Landschneckenfauna mit 28 Arten von Ant & Stippworeit (1986) im Hambacher Forst und 44 Molluskenarten dokumentiert und in der „Mitteldeutsche Malakozoologische Gesellschaft“ publiziert.
Waltraud Schnell leitete Waldspaziergänge und naturkundliche Wanderungen im Hambacher Forst und schrieb Gedichte in denen sie die vergebliche Suche nach Altemaar, die Vernichtung von Abermillionen Lebewesen zugunsten der Kohlegewinnung beschrieb.
1994 kandidierte sie für die Unabhängige Wählergemeinschaft UWG. In Kerpen-Buir und Kerpen-Manheim kam die UWG auf 6% bis 9% der Stimmen, da sie sich klar gegen die Verlegung der Autobahn A4 und den Tagebau Hambach aussprachen.
Waltraud Schnell erhebt 1994 für den NABU Naturschutzbund Erftkreis Einspruch gegen die Verlegung der Autobahn A4 im Rahmen einer Stellungnahme nach §29 Bundesnaturschutzgesetz beim Rheinischen Autobahnamt des Landschaftsverband Rheinland. Es wird auf viele Rote Liste Arten und die Maiglöckchen-Stileichen-Hainbuchenwälder mit ihren eiszeitlichen Reliktarten hingewiesen.
2000 wurde ein Waldspaziergang und gemeinsames Arbeitsfrühstück mit Prof. Gerken von der Uni Höxter und NABU und BUND Spezialisten im kleineren Kreis wg. der FFH Bestandsaufnahme des Hambacher Forstes im evangelischen Gemeindehaus in Buir durchgeführt. Danach wurde ein Waldspaziergang unter der Leitung von Waltraud Schnell durchgeführt. Ziel war das schützenswerte Erbsenmuschelmaar im Hambacher Forst.
Die Liste der Aktivitäten kann fast beliebig fortgesetzt werden.
Vor rund 30 Jahren regte Waltraud Schnell den Arbeitskreis für Natur und Umwelt in St. Michael in Kerpen Buir an, der bis heute gemeinsam mit Pastor Neuhöfer aktiv ist. Für die praktizierende Katholikin war „Bewahrung der Schöpfung“ mehr als nur ein Wort. Die Bepflanzung des Buirer Fließ, die Anlage von Obstwiesen oder der Bau von Windrädern auf Kirchenland sowie Photovoltaik auf kirchlichen Gebäuden in Buir gehen auf ihre Anregungen zurück. Auch setzte sie sich für die Entfernung von Kampfstoffen aus der Berrenrather Börde ein.
Mit Waltraud Schnell endet die Ära einer Naturschützer-Familie, denn auch ihrem Ehemann Paul und der Tochter Birgit lag die Bewahrung der Schöpfung am Herzen.

Siehe auch https://www.hambach-a4.de/?s=waltraud+schnell und
https://www.nabu-rhein-erft.de/wir-gedenken/nachruf-waltraud-schnell

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