05. Mai 2016 Sanfter Tourismus für die Außenkippe

Leserbrief von Dietmar Kinder, Elsdorf-Heppendorf:

Da soll also am rekultivieren Grubenrand bei Elsdorf ein Stadtwald mit dem „klangvollen“ Namen „Timepark“ entstehen. Geht‘s nicht noch hochtrabender? Nachdem man derzeit dabei ist auch noch die letzten Reste des einst riesigen uralten Hambachwaldes plattzumachen, will man uns nun sozusagen mit einem Brosamen an Gehölz abspeisen. Und man nennt diesen kümmerlichen Ersatz auch noch stolz „Timepark“. Die Macher fahren munter mit ihren „Angeber-Englisch“ fort, wo sie doch bereits mit dem „Speedway“ (eigentlich eine Ruhe und Erholung-Zone) und den „Blue Boxes“ (vielleicht Pferdeställe für Freizeitreiter), ein Zeichen für ihre angebliche Weltläufigkeit gesetzt haben. Haben wir von diesem Kauderwelsch nicht wirklich langsam genug? Empfindet irgendwer im Lande die Anleihe an die englische Sprache noch als besonders geistreich? Sicher, jeder soll das Recht haben, sich selbst nach Kräften zu blamieren. Doch bei unserer Sprache handelt es sich um ein Gemeingut. Es geht eigentlich darum, dass wir Erwachsenen den nachfolgenden Generationen nicht nur eine möglichst unzerstörte Natur hinterlassen, sondern auch eine über die Jahrhunderte gewachsene Kultur. Und dazu gehört nun mal unsere Sprache an erster Stelle. Sprecher, die bei den einfachsten Sachverhalten immer wieder in eine Fremdsprache flüchten, nehmen ihren Generationsauftrag nicht ernst. Wir alle sind für die Lebendigkeit und Ausdruckskraft unserer Sprache mitverantwortlich. Sie wird aber derzeit regelrecht von Anglizismen geflutet. Damit verliert unsere Sprache, die über Jahrhunderte unser Land zusammengehalten hat, zunehmend ihre Integrationskraft. Diese ist aber für den weiteren Zusammenhalt unserer Gesellschaft von außerordentlicher Bedeutung.

Quelle:
05. Mai 2016 Kölner Stadt Anzeiger

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