03. September 2014 Skywalk schwebt über den Tagebau

Leserbrief von Dietmar Kinder, Elsdorf-Heppendorf:

„Skywalk schwebt über den Tagebau“, geht’s noch hochtrabender? Da ist über einen Tagebaukrater zu ebener Erde eine begehbare Aussichtsplattform gebaut worden. Und was sieht man von dort? Nichts anderes als man von der Tagebaukante aus auch sehen kann. Eine durch Riesenbagger von Menschenhand verunstaltete tief ausgehöhlte Landschaft. Und da man gehört hat, daß es in den USA, genauer gesagt in Arizona, über dem Colorado-Fluß in schwindelerregenden 1200 Meter Höhe einen „Skywalk“ mit atemberaubenden Ausblick auf den Gran Canyon gibt, glaubt man bei uns sich von dort eine Scheiben abschneiden zu können. Aber die von Menschenhand angerichteten Landschaftsverwüstungen in zwei Jahrzehnten und die natürlichen Einschnitte des Colorado über Jahrmillionen, machen auch den Unsinn bei uns mit dem „Skywalk“ deutlich. Während für die US-Amerikaner solch ein Ausdruck in ihrer Sprache völlig stimmig ist, ist er bei uns ein nachgeäffter billiger Abklatsch. Deutlich wird das, wenn man das englische Sprachbild ins Deutsche überträgt und dabei auf „Himmelsgang“ kommt, wobei doch Höllenschlund die weit bessere Vokabel dafür wäre.

Quelle:
03. September 2014 Kölner Stadt Anzeiger

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