03. Dezember 1997

Leserbrief von Susanne Kaiser zum Wassereinbruch im Tagebau Hambach I.
Alles im Griff auf dem sinkenden Schiff ?
„Nicht unberherrschbar“ heißt in der Sprache Rheinbrauns soviel wie „wir können weiterbaggern!“ Hauptsache die Kohle stimmt. Nach den gravierenden Schäden, die dieser unvorhergesehene (nicht aber unvorhersehbare!) Grundwasserverlust auf die Umwelt und die betroffenen Ortschaften dieser Region nimmt, wird gar nicht gefragt. Die enorme Grundwasserabsenkung betrifft verschiedene Schollen, was tektonische Verschiebungen zur Folge hat, deren Gefahren gar nicht abzusehen sind. Es fallen Feuchtgebiete bis in die Niederlande trocken. Die Trinkwasserversorgung kann entfallen, wie dies z.B. in der Stadt Mönchengladbach der Fall war. Rheinbraun ist lediglich für die Zeit des Abbaus verpflichtet, Ersatzwasser zu liefern. Dies gewinnt sie aus dem anfallenden Sümpfungswasser, doch wenn dieses nach Beendigung des Tagebaus entfällt, wird die Wasserversorgung der Bevölkerung zum bisher ungelösten Problem. Die Risiken, die von diesem tiefsten Tagebau Europas ausgehen, sind nicht bekannt. Die gesetzlich vorgeschriebene Umweltverträglichkeitsprüfung, die die Auswirkungen des Tagebaus auf Mensch und Natur prüft, wurde nicht durchgeführt. In Anbetracht der entstehenden Schäden kann dieses Verhalten nur als grob fahrlässig und gemeinwohlschädlich bezeichnet werden. Es ist mehr als traurig, daß in Presse und Politik nach den Auswirkungen dieses Unfalls auf den Tagebau Garzweiler gefragt wird. Es geht hier nicht um Garzweiler sondern um Hambach! Es wurde in den letzten Wochen deutlich, daß aus dem Streit um Garzweiler ein gedankenloses Politikum geworden ist und die eigentliche Sache völlig aus den Augen verloren wurde: Wenn es wirklich um die Schäden, die der Braunkohletagebau auf Mensch und Natur nehmen kann, ginge, so müßte die Frage lauten: Hat dieser Zwischenfall Konsequenzen für Hambach? Wäre es nicht an höchster Zeit, diesen unberechenbaren Tieftagebau zu stoppen und Rheinbraun für die unterlassenen Prüfungen zur Rechenschaft zu ziehen?

„Nicht unbeherrschbar“, heißt in der Sprache Rheinbrauns soviel wie: „Wir können weiter baggern!“ Hauptsache die Kohle stimmt. Es ist höchste Zeit diesen unberechenbaren Tieftagebau zu stoppen.

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